Wenn der Kopf will, was das Herz nicht spürt!
Es gibt fast 1,7 Millionen Österreicherinnen und Österreicher, die sich derzeit in keiner Beziehung befinden. Das ergab eine Untersuchung eines online Marktforschungsinstitut für die Plattform ElitePartner. Viele (nicht alle!) von diesen Singles wünschen sich eine Wegbegleitung, eine Seelenverwandtschaft, einen „Partner-in-Crime“, eine neue Liebe. Die Sehnsucht nach einer Partnerschaft ist oft groß, genau deshalb bleibt häufig auch nichts unversucht, um dieses Ziel zu erreichen.
Denn schließlich sind wir in keinem Disney-Film in dem der Traumprinz auf dem weißen Pferd geritten kommt, dich zu Hause abholt und ihr glücklich bis an euer Lebensende zusammen seid oder die Prinzessin einem vor dem Ertrinken rettet und ihm mit ihrer lieblichen Stimme etwas vorsingt und Man(n) sich unsterblich in sie verliebt.
Man schöpft heute aus einer Vielzahl von Möglichkeiten, um sich auf die Partnersuche zu begeben. Die Onlineplattformen und Apps sind dabei nicht mehr wegzudenken: Tinder, Lovoo, Once, Happn, Bumble, Badoo, Okcupid Grindr, Parship, ElitePartner, eDarling, LoveScout24 und noch viele mehr! Die klassische offline Partnersuche, zum Beispiel: über Freunde, die Arbeit oder Freizeitausübungen wie Fitnessstudio, gehören an dieser Stelle auch erwähnt. Die Chance, um die ersehnte Partnerschaft zu finden, vermehrt sich online gleich um ein Vielfaches, weshalb also, nicht auf diese Ressource zurückgreifen?
Die Suche nach einer Partnerschaft ist heute bestimmt nicht einfacher als damals, was keineswegs heißt das „früher alles besser war“. Ganz im Gegenteil – Frauen leben Selbstbestimmter und Unabhängiger als früher. Die Möglichkeiten waren eingeschränkter, und das Angebot potenziellen Partnern somit wesentlich weniger.
Dating!
Dates – Auch wenn viele Dates ganz nett und angenehm verlaufen, kann es einem schon mal den letzten Nerv rauben und zur Verzweiflung bringen. Wenn man Glück hat, findet sich nach nur wenigen Dates ein/e potenzielle/r Anwärter/in*. Aber leider muss ich an dieser Stelle gleich erwähnen, dass es in den meisten Fällen mehrere Dates benötigt.
Was also, wenn wir endlich jemanden kennenlernen der/die* unser Interesse geweckt hat?
Es bleibt nicht nur bei einem Treffen, sondern man verabredet sich wieder und wieder. Wir beschnuppern uns und wir versuchen abzuklären, ob er/sie* zu uns und unserem gesellschaftlichen Umfeld passen könnte. In unseren Köpfen haben wir oft ein genaues Bild von einem/r Partner/in*. Zumindest wissen wir, welche Charaktereigenschaften, Werte und Einstellungen diese mitbringen sollten. (Beispiel: Kinderwunsch, Humor und Kommunikation)
Auch die optischen Vorstellungen entscheiden mit bei der Partnerwahl. Lasst uns realistisch sein, zuallererst entscheidet die Optik (zumindest bei sehr vielen), ob eine Person angesprochen/angeschrieben wird. Das heißt nicht, dass jede/r* wie ein Topmodel aussehen soll (wer sieht schon so aus ?). Die Vorstellungen sind glücklicherweise sehr individuell. Entspricht das Erscheinungsbild in keiner Weise der persönlichen Vorstellung, wird die Attraktivität und die sexuelle Anziehung meist ausbleiben oder eher gering ausfallen.
Wenn die Optik, die Charaktereigenschaften, Werte und Einstellungen als Kombination für gut empfunden wurden, gehen wir zum nächsten Schritt über. Der Kopf ist fürs erste zufrieden! Dem Herz tut es gut umschwärmt und umsorgt zu werden, denn jemand interessiert sich für einen. Ein leichtes Aufflackern der Gefühle ist vielleicht bereits entstanden.
Die körperliche Komponente – Sexualität!
Sexualität ist ein wesentlicher Bestandteil einer stabilen, lustvollen und erfühlenden Liebesbeziehung. Sie kann Gefühle der Nähe, Intimität, Bestätigung, Kontrolle, Macht, Sicherheit, Einzigartigkeit, Verbindlichkeit und Zweisamkeit vermitteln. In dieser ElitePartner-Studie 2018 heißt es: „die Qualität des Sexlebens ist Männern und Frauen wichtiger bei der Partnerwahl als das Aussehen des potentiellen Partners….Gänzlich irrelevant sind äußere Merkmale jedoch auch nicht.“ Gerade beim ersten körperlichen Kontakt kann es vorkommen, dass sich beide erst aufeinander einstimmen müssen. Beim nächsten Versuch sieht das Ganze dann meist schon viel harmonischer aus. Auch möglich, dass gleich zu Beginn eine hingebungsvolle berauschende Sexualität erlebt wird. Umso besser!
Was aber wenn es holprig bleibt und man merkt das diese Komponente für beide Personen einen ganz anderen Stellenwert hat? Versucht man die kurze Beziehung am Laufen zu halten, weil alles andere soweit „passt“? Beendet man an dieser Stelle sofort die Beziehung? Was wenn die Partner nur eine längere Zeit zum Einstimmen benötigen? Was wenn beide beim Thema Sexualität nie zusammenpassen werden?
Der Kopf versucht alle Szenarien durchzuspielen und beschließt die Beziehung nach den ersten Malen Sex, nicht gleich zu beenden. „Geben wir dem Ganzen eine Chance“, sagt der Kopf. Das Herz spürt, dass ihre Gefühle nicht eindeutig sind und ist sich noch unsicher, wie diese wirklich aussehen und wie sie sich weiterentwickeln könnten.
Weitere Treffen und Dates finden statt. Die gemeinsame Zeit ist schön und zeigt einem, wie es sein kann in einer Beziehung. Dennoch fehlt etwas – das Herz meldet sich: „Ich bin nicht verliebt!“ Die Gefühle gingen nicht steil nach oben in Richtung Verliebtheit, sondern bogen bei Freundschaft ab. Die Fragen, die bleiben: Weshalb hat sich das Herz nicht verliebt? War es die Sexualität, die die Gefühle abbiegen ließen oder waren es die fehlenden Gefühle, welche die Sexualität nicht kompatibel machten?
Der Kopf wollte, was das Herz nicht spürte!
Um sich seiner Gefühle bewusst zu werden dauert es oft eine gewisse Zeit. Das können Monate, ja sogar Jahre sein! Aber weshalb brauchen wir so lange, um unsere Gefühle zu erkennen oder anzusprechen? Die Antwortet lautet: unser Hirn! Unser Kopf hat die Gabe Gefühle zu unterdrücken, zu verdrehen, zu verschönern oder zu verschlechtern. Ich kritisiere diese Gabe keineswegs, denn sie hilft uns unser Leben in schlimmen Zeiten zu meistern. Nachteil ist jedoch, dass es schon mal dauern kann, bis wir selbst wissen, was wir wollen.
Ihr kennt dieses Wirrwarr an Gefühlen? Ihr wollt mit jemanden darüber sprechen?